Wie wird man IT-Architekt und was muss man lernen, um diese Rolle auszufüllen und sich diesen „Titel“ zu „verdienen“?
IT-Architekt durch den Titel
All diese Aussagen treffen auf uns IT-Architekten zu. Unternehmen vergeben diesen Titel an Enterprise Architects, Cloud Architekten, Software Architekten und neuerdings auch an Business Architekten. Je nach Größe des Unternehmens ist es mehr oder weniger schwierig, diese Stufe zu erreichen, und die IT-Architekten unterteilen sich nach ihrer fachlichen Ausrichtung, aber auch nach ihrer Rolle im Unternehmen. Häufig wird die Architektur im Unternehmen in System-, Domänen- und Unternehmensarchitekten weiter spezifiziert. Dabei sind die Systemarchitekten spezialisierter als die Enterprise-Architekten, aber deshalb nicht „höher“ oder „niedriger“ in der Wertigkeit.
IT-Architekt wird man durch eine Prüfung
Es gibt keine klassische Ausbildung zum IT-Architekten. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, eine Architektur-Zertifizierung durch eine Prüfung zu erwerben. Die meisten Hersteller bieten eine solche Architektur-Zertifizierung an, wobei es sich meist um Systemarchitekten-Zertifizierungen mit technischem Schwerpunkt handelt. Ein Beispiel hierfür ist der Microsoft Azure Solution Architect.
Eine breitere Zertifizierung wird von der Open Group angeboten. Diese Zertifizierung ist sehr prestigeträchtig, nicht einfach zu erlangen und wird von vielen Organisationen anerkannt. Die Open Group bietet vier Spezialisierungen an (Business Architect, Digital Architect, Enterprise Architect und Solution Architect), jeweils mit verschiedenen Qualifikationsstufen.
IT-Architekt kann man lernen
Es ist sehr selten, dass jemand nach dem Studium als IT-Architekt anfängt. Es ist hilfreich, seine Karriere mit einem Master zu beginnen, und es ist hilfreich, wenn dieser nicht nur Software, sondern auch Business-Themen beinhaltet.
Ein Architekt entwickelt mit der Zeit die notwendige technische Erfahrung. Dabei ist es notwendig, dass ein IT-Architekt über den Tellerrand hinausschaut und sein Wissen breit auffächert. Dies wird oft als T-Profil dargestellt und sieht z.B. so aus.
Dieses Profil zeigt, dass ich ein sehr tiefes Verständnis von Azure (dunkelviolett) und ein Verständnis der anderen Bereiche habe. Es soll zeigen, dass man Experte in einem Bereich ist, aber breit aufgestellt. Mein Profil ist noch etwas breiter als hier dargestellt und ermöglicht es mir, mit Anwendungseigentümern über ihre Anwendung und eine Migration in die Cloud zu sprechen. Man sieht am T-Profil, dass ich die neue Lösung in Azure entwerfen kann, aber genug von Active Directory und Firewall / Netzwerk verstehe, um die bestehenden und notwendigen Datenflüsse im Netzwerk abzubilden.
Wie kann man das lernen? Es hilft immer, sich für IT zu begeistern und neue Dinge verstehen zu wollen. Mit den Jahren und verschiedenen Rollen lernt man neue Techniken kennen. So bekommt man z.B. von einem Netzwerker die neue 2nd Generation Checkpoint Firewall, das OSI Modell oder TCP & UDP Ports erklärt. Wendet man diese Dinge an und vertieft sie, dann wird aus einem Netware Novell 4.x Administrator mit der Zeit ein Windows Administrator und dann ein Cloud Architekt.
Wer Interesse an diesem Thema hat, kann sich gerne bei mir melden. Ich bin auch als Trainer in diesem Bereich unterwegs und biete dort bei CGI mit RCDA unsere eigene moderne Sicht auf eine agile Architektur an.
IT-Architekt wird man durch seine Einstellung
Meine Erfahrung zeigt, dass die Arbeit eines IT-Architekten zu 50% aus Architekturarbeit besteht, also Design, Modellierung, Prototyping, Dokumentation etc. Die anderen 50% sind das Sammeln von Informationen von den Benutzern und die Dokumentation, die dann zu Architekturentscheidungen führen, die dann wieder kommuniziert werden. Oft geht es dabei auch um Konsensbildung, Mediation, Interviews oder Abstraktion, damit die Informationen von anderen Stakeholdern verstanden werden.
50% der Zeit sind also Softskills. Bei diesen Softskills geht es um Selbstvertrauen, Ausstrahlung, Kommunikationssicherheit und die Fähigkeit, sich in den verschiedenen Umfeldern des Unternehmens zu bewegen. Damit ist gemeint, dass man sich in seinem Kommunikationsstil und den vermittelten fachlichen Details dem Gesprächspartner anpasst. Zu diesem Thema gibt es ein ausgezeichnetes Buch von Gregor Hohpe mit dem TItel „The Software Architect Elevator“ die ich jedem empfehlen kann. Auch Nicht-Softwarearchitekten können hier ihr Wissen über IT-Architektur vertiefen und etwas für den Bereich Softwareentwicklung in ihrem T-Profil tun.
Für die Soft Skills wird die Lebenserfahrung und eine gesunde Neugier sorgen, d.h. hier kann man nur bedingt durch viel Fachliteratur den Zugang beschleunigen. Angebotene Workshops im Unternehmen für „Leader“, „Teambuilding“ oder auch z.B. DSGVO-Themen sollten genutzt werden. Die Kommunikation im Workshop und die Vernetzung mit anderen Teilnehmern im Umfeld helfen auf dem Weg. Wer sich mit dem Thema in einem Buch beschäftigen möchte, dem empfehle ich „Talking to Humans“ von Giff Constable. Aus diesem Buch stammt meine Lieblingsfrage an Führungskräfte und Gesprächspartner: „Wenn du einen Zauberstab hättest, welches Problem würdest du damit lösen?
Die Einstellung um IT-Architekt zu werden, beinhaltet also Neugierde, Freude an der Kommunikation mit Menschen. Spaß an der Technik und der Wille diese Dinge zu einer Lösung zu kombinieren, die man dann auch vom CIO bis zum Pförtner allen mit Überzeugung in verständlichen Worten erklärt.